Die Welt der Worträtselspiele wird revolutioniert - mit Boggle Flash von Hasbro. Statt Holzsteinchen auf Spielbrettern abzulegen, erkennen fünf elektronisch vernetzte Buchstabenwürfel Wörter und gleichen diese automatisch mit einer eingebauten Datenbank ab, wenn man sie in einer Reihe aneinanderlegt. Das klingt fantastisch und nach reichlich Spielspaß. Doch hält die Technik, was sie verspricht?
Das Wichtigste in Kürze:
Name: Boggle Flash
Verlag: Hasbro
Jahr: 2010
Autor: ---
Illustration: ---
Altersangabe: ab 8 Jahren
Dauer: variabel
Spieleranzahl: ab 1 Spieler
Auszeichnungen: ---
Verlagshomepage: www.hasbro.com
Preisempfehlung des Herstellers: 21,99 €
Erweiterungen: ---
Kartoninhalt:
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5 SmartLink Buchstabenwürfel
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1 Reise-Box
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1 Spielanleitung
Spielplan/Spielmaterial:
Beim Kauf von Boggle Flash fällt vor allem der überdimensionierte Karton ins Auge – der sich beim Auspacken auch noch als unpraktisch erweist. Die Würfel stecken ziemlich fest im Plastik und sind ohne Zerstörung desselben fast nicht herauszubekommen. Umso überraschender findet sich unter dem ganzen Verpackungsmaterial eine schlichte schwarze Box, in der problemlos alle fünf Würfel plus Spielanleitung Platz finden. Da fragt man sich, warum eigentlich der ganze Verpackungskram nötig ist – die Reise-Box ist deutlich stylisher. Aber vermutlich nur halb so werbewirksam im Verkauf. Nun ja.
Die Würfel selbst sind etwa drei mal drei Zentimeter groß, haben abgerundete Ecken und ein gut lesbares Display. Auf der Vorderseite befindet sich der Einschaltknopf, auf der Rückseite ein mit Schraube verschlossenes Batteriefach. Die Würfel werden mit Knopfzellen (CR2032, 3,0V) betrieben. Wirklich positiv: Beim Kauf sind die Würfel schon mit Batterien bestückt. Das ist heutzutage bei Weitem nicht mehr selbstverständlich. Und auch im Nachkauf sind die Knopfzellen mit etwa 1,50 Euro pro Stück preislich noch im Rahmen.
Die Spielanleitung hat Beipackzettel-Format und wirkt dadurch etwas unübersichtlich. Ein größeres Heft hätte allerdings nicht in die Aufbewahrungs-Box gepasst.
Spielvorbereitung/Aufbau:
Vor dem ersten Spiel müssen die Schutzfolien von den Displays entfernt werden. Dann werden die Würfel eingeschaltet und direkt nebeneinander gelegt, sodass sich die Seiten berühren. Das ist wichtig, damit die Würfel „kommunizieren“ können – zu Beginn zeigen die Würfel die Zahlen 1 bis 3 an. Diese stehen für die Spielvarianten. Wählt man eine davon aus, geht es sofort mit den ersten Buchstaben los.
Spielablauf von Boggle Flash:
Es gibt drei Spielvarianten, zwei davon für einen Spieler, eine für beliebig viele Mitspieler.
Variante 1 „Boggle Flash“: Die Würfel zeigen fünf Buchstaben an, aus denen der Spieler in einer gewissen Zeit möglichst viele Worte bilden muss. Wahlweise mit drei, vier oder allen fünf Würfeln. Für jedes gültige Wort gibt es fünf Sekunden Zeitbonus. Wie lange die ursprüngliche Zeitspanne ist, ist nirgendwo vermerkt. Am Ende gibt es für jedes richtige Wort einen Punkt. Die Würfel zeigen sowohl die Punktzahl als auch die Anzahl der Wörter an, die maximal möglich gewesen wäre.
Variante 2 „Boggle Flash 5“: Wie Variante 1 – nur dass immer alle fünf Würfel benutzt werden müssen und nach jedem richtigen Wort die Buchstaben wechseln. Ob es einen Zeitbonus für richtige Wörter gibt, ist nicht ersichtlich. Auch nicht, wie lange eine Runde insgesamt bemessen ist. In Testrunden dauerte diese Variante unterschiedlich lang. Fällt dem Spieler kein Wort mehr ein, lösen die Würfel das letzte mögliche Wort auf und zeigen die Punktzahl an.
Variante 3 „Boggle Flash Reihum“: Wie Variante 2 – nur dass jetzt mehrere Spieler reihum versuchen, aus wechselnden Kombinationen Wörter mit fünf Buchstaben zu legen. Wer kein Wort bilden kann, bevor die Zeit abläuft (die nach Blick auf die Uhr höchstens 20 Sekunden beträgt und mit Dauer des Spiels auch noch kürzer wird), fliegt raus.
Alle Varianten lassen sich auch mit vier Würfeln spielen – dazu lässt man einfach einen Würfel weg. Bei der Solo-Variante 1 werden dann Wörter aus zwei, drei oder vier Buchstaben gesucht.
Bewertung:
Zunächst einmal: Die anfängliche Skepsis ob der Technik verfliegt schnell. Die Würfel kommunizieren tatsächlich gut miteinander, gehakt hat’s nicht ein einziges Mal. Allerdings müssen sich die Würfel auch tatsächlich berühren.
Die Solovariante 1 macht eigentlich relativ viel Spaß. Einfach, weil dabei auch kürzere Wörter möglich sind und einem beim Legen dieser Wörter vielleicht schon wieder ein längeres einfällt. Es gibt recht viele Möglichkeiten. Allerdings beginnt man schnell, einfach nur herumzuprobieren – und wundert sich dann, welche Worte die Würfel gelten lassen. „Lost“ beispielsweise.
Ein englisches Wort ist erlaubt? Ein Blick in den Duden verrät, dass es das Wort auch im Deutschen gibt. Als militärische Abkürzung für Senfgas, zusammengesetzt aus den Namen der Chemiker, die es entwickelt haben (Lommel und Steinkopff – falls das jemand wissen will). Ob das zum Wortschatz von Achtjährigen gehört, darf bezweifelt werden. Kinder machen sich dann schnell keine Gedanken mehr und versuchen einfach, die Buchstaben in wilder Folge aneinanderzulegen, in der Hoffnung auf Erkennung eines Worts. Viele Wörter können aber auch nur Zufallstreffer beim Herumprobieren bleiben – nicht nur bei Kindern. Am Ende erfährt man die Punktzahl und die mögliche Gesamtzahl. Leider aber nicht, wie bei den anderen Spielvarianten, welche Wörter das denn noch gewesen wären. Das ist doch ein bisschen ärgerlich.
Die Variante 2 ist schon deutlich nerviger. Zum einen ist die Zeit dabei mit nur etwas mehr als einer Minute recht knapp bemessen. Zum einen muss man alle fünf Würfel nutzen. Und da hat man manchmal wirklich ein Brett vorm Kopf. Klar, Wörter wie „Knauf“ oder „Lager“ sind relativ einfach. Aber was macht man aus Ö, T, S, E, N? Für die Würfel ganz klar: „Nöste“. Ah ja. Der Duden kennt das Wort nicht. Erst das Internet bringt Aufklärung. Ein winziger Ort bei Drammen, südwestlich von Oslo in Norwegen. So vergeht vor allem Kindern schnell der Spielspaß.
In mehreren Testrunden Boggle Flash war Zehnjährigen fast die Hälfte aller Wörter nicht geläufig. Wen wundert’s, wen das Spiel aus H, R, U, W, E gern das Wort „Wuhre“ hätte? Man kann es Grundschülern kaum verdenken, dass sie das süddeutsche Wörtchen für „Wehr“ nicht kennen. Und auch unter den Erwachsenen lösten manchen Wörter einfach nur fragendes Kopfschütteln aus. Am Ende lag der Duden immer griffbereit – sicherheitshalber. Das Wort „Geser“, laut Wikipedia eine indonesische Insel südwestlich von Seram, kennt der Duden ebenfalls nicht.
Ein weiteres Problem ist, das die Würfel auch konjugierte Verben zulassen. Es dauert eine Weile, bis man sich auf diese Möglichkeit eingestellt hat, da man anfangs automatisch Hauptwörter sucht. „Miaut“ kann man dann ja noch akzeptieren. Aber wer bitte würde das Wort „Finge“ (Konjunktiv II Präteritum von fangen) legen? Insgesamt ist diese Variante sehr ermüdend, da man ständig neu beginnen muss, sobald man eines dieser sehr speziellen Wörter nicht findet. Und davon gibt es in der Datenbank der Würfel, die laut Anleitung mehrere zehntausend Wörter umfasst, einige. Bei Kindern landeten die Würfel sehr schnell in der Ecke.
Auf Variante 3 trifft im Prinzip dasselbe zu, wie auf die Einzelspieler-Variante 2. Nur, dass die Zeit dabei noch kürzer bemessen ist und immer kürzer wird. Am Ende reicht es nicht einmal mehr aus, um die Würfel umzusortieren.
Tipp der Redaktion: Wenn Kinder im Grundschulalter mitspielen, sollte auf jeden Fall nur mit vier Würfeln gespielt werden. Das vereinfacht die Wortsuche zumindest ein bisschen.
Spielkriterien:
- Glück/Zufall: 2/10
- Wissen: 10/10
- Logisches Denken: ---
- Gedächtnis: ---
- Strategie/Taktik: ---
- Interaktion: 3/10
- Geschicklichkeit: ---
Fazit:
Wer gern neue Wörter lernen will, die er dazu vermutlich noch regelmäßig nachschlagen darf, ist mit Boggle Flash bestens bedient. Am Ende hat sich nach längerer Recherche jedes Wort finden lassen. Ob Wörter wie Geser, Sott oder Nöste zur Allgemeinbildung gehören, lassen wir an dieser Stelle offen. Aber selbst in reinen Erwachsenenrunden waren viele Wörter nicht bekannt – dazu bekennen wir uns ganz offen. Für Kinder ab acht Jahren, wie vom Hersteller angegeben, ist das Spiel definitiv nicht zu empfehlen. Das Frustpotenzial ist einfach zu hoch. Und auch ältere Kinder sollten recht belesen sein, wenn sie in diesem Spiel mithalten wollen. Hinzu kommen noch die relativ knapp bemessenen Zeitspannen, die das Ganze nicht besser machen.
Fotos: © Redaktion Spieledorf