Meinung: Mr. Meeples Top und Flop der Spiel 18

Liebe Leser, an dieser Stelle möchte ich Ihnen meine Top 3 der Internationalen Spieltage 2018 in Essen vorstellen. Und auch meinen ganz persönlichen Messe-Flop.

Beginnen wir in diesem Fall mit dem Flop, denn ich möchte, dass sie am Ende meines Berichtes ein Lächeln auf dem Gesicht haben und keine Grimasse.

Smilie schmollendMein Messe-Flop der Spiel 18 ist „Kacka-Alarm“ (Mattel). Mich ärgert an diesem Spiel mehreres. Zum einen finde ich es unnötig, menschliche Exkremente (tierische Häufchen nehme ich hier ausdrücklich aus, denn das Spiel „Krasse Kacke“ ist sicher kein Flop) zum Thema eines Spiels zu machen. Die Begründung, es gehe doch eigentlich um Geschicklichkeit, zählt für mich nicht. Denn dann könnte man auch eine Gurke aus einem Glas hüpfen lassen. Natürlich saßen auf der Messe zahlreiche Kinder fröhlich um die Plastiktoilette und pömpelten, um „Mr. Kacka“ herausspringen zu lassen. Sicher macht Kindern das Spiel Spaß. Genauso, wie im vergangenen Jahr „Pipi-Party“ und „Flitze-Kacke“. Das hatte Sigmund Freud mit seiner „analen Phase“ aber bestimmt nicht gemeint. Ich bin davon überzeugt, dass bei allem Spaß kein Kind nach einem „Klo-Spiel“ fragen würde, wenn es sie nicht ohnhin gäbe. Auf der Pressekonferenz sorgte „Kacka-Alarm“ denn auch für ungläubige Erheiterung im Saal („Schon wieder ein Klospiel?“) und Stottern auf dem Podium. Bedauerlicherweise wurde das Spiel von den traditionellen Medien gern aufgegriffen und stellvertretend als Neuheit für alle Kinderspiele auf der Messe genannt. Kurioses zieht ja immer. Da gab es allerdings weitaus bessere Spiele, auf die man ein Auge hätte werfen können.

 

Das sind meine Top 3 der Familienspiele

Kommen wir damit zu meinen Top 3. Allerdings nicht reine Kinderspiele, sondern Familienspiele. Fündig bin ich überwiegend bei kleineren Verlagen geworden. Die Liste beruht natürlich auf meinem Ersteindruck. Ich habe alle genannten Spiele auf der Messe ausprobiert und alle haben mich sehr spontan überzeugt. Um in meine Top 3 zu kommen, sollte ein Spiel ein schönes Spielprinzip haben, über die Generationen hinweg ansprechend sein und eine gewisse Wertigkeit des Materials besitzen.

Hier nun also, für Sie liebe Leser, meine Top 3 in umgekehrter Reihenfolge.

Helvetiq Team upPlatz 3: „Team up!“ von Helvetiq. Das Bau- und Stapelspiel hat weniger mit Geschicklichkeit zu tun, als mit räumlichem Denken und Planungsfähigkeit. Das Spiel ist kooperativ, was bedeutet, dass alle zusammen spielen und nicht gegeneinander. Ziel ist es, eine möglichst hohe Punktzahl (maximal 25) zu erreichen. Der Reihe nach stapeln die Spieler Holzklötze auf eine Palette. Welcher Baustein eingesetzt werden darf, wird vorab über eine Karte ermittelt. Die Klötze müssen nach bestimmten Regeln auf die Palette gestapelt werden. So muss beispielsweise die Farbseite immer nach oben weisen, und Steine gleicher Form dürfen nicht direkt neben- oder übereinander gesetzt werden. Am Ende zählen nur komplett fertige Ebenen auf der Palette. Minuspunkte gibt es für übriggebliebene Steine und nicht mehr ausspielbare Karten. Am Stand von Helvetiq wurde mir verraten, dass die 25 Punkte fast nur mit Hilfe erreichbar sind (die Lösung kann online eingesehen werden) und wenn die Karten vorher entsprechend sortiert wurden. Es tut dem Spielspaß aber keinen Abbruch, zu wissen, dass die Höchstpunktzahl vermutlich nicht erreicht wird. Im Gegenteil: Nach jeder Runde ist ein hoher Wiederspielreiz gegeben, denn man will natürlich das bisherige Ergebnis gern toppen. Dabei wird während des Spiels rege diskutiert, wo ein Stein  sinnvollerweise eingesetzt wird.

 

Drei Hasen Monster BandePlatz 2: „Monster-Bande“ aus dem Verlag Drei Hasen in der Abendsonne. Ebenfalls ein sehr kommunikatives Spiel. Es gilt, in einer ausliegenden Menge an Karten mit Monsterbildern Paare zu finden. Aber nicht einfach so. Gespielt wird in Teams. Ist ein Team an der Reihe, wird ein Spieler zum Erklärer, der andere zum Sucher. Der Erklärer zieht eine Monsterkarte von einem verdeckten Stapel und beschreibt seinem Mitspieler das darauf abgebildete Monster so genau wie möglich. Der Sucher muss nun aufgrund dieser Beschreibung die zweite Karte finden. Das wird natürlich ein wenig erschwert. Vor jeder Runde wird gewürfelt. Zwei Würfel zeigen an, welche Merkmale des Monsters nicht genannt werden dürfen. Das kann eine Anzahl sein, das Muster, eine Kopfbedeckung oder Brille. Aber auch die Menge an Armen, Beinen oder Augen sowie die Farbe können mitunter tabu sein. Das gegnerische Team passt auf, dass keine verbotenen Begriffe genannt werden. Jedes Team hat pro Runde eine Minute Zeit, um so viele Monsterpaare wie möglich zu finden. Wer am Ende die meisten Monsterpaare hat, gewinnt. Überzeugt hat mich an diesem Spiel die Tatsache, dass es neben der Förderung von Konzentration und einem geübten Blick auch die Fantasie beflügelt. Denn bei der Beschreibung der Monster sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Die liebevolle Illustration ist dann noch das i-Tüpfelchen.

 

Gerhards HakenschlagenPlatz 1: „Hakenschlagen“ von Gerhards Spiel und Design. Es war tatsächlich das erste Spiel, dass ich auf der Messe in diesem Jahr gespielt habe. Und bis zum Ende der Messe hat mich kein anderes Spiel so bezüglich meiner Kriterien überzeugt. Bis zu fünf Hasen gehen auf die Rennstrecke, setzen sich auf Acker- und Löwenzahnfelder, auf Möhren und Salat. Start- und Zielfelder sind identisch, jeder Hase muss einmal hin und zurück übers Spielfeld. „Hakenschlagen“ ist auf den ersten Blick ein simples Laufspiel. Auf den zweiten Blick enthüllt es ein paar schöne Extras. Das fängt schon beim Spielbrett an: Das ist nämlich variabel und wird vor jedem Spiel neu aufgebaut. Bäume und „Pflanzenfelder“ liegen jedes Mal anders, sodass auch jede Partie sich anders gestaltet. Dabei bleibt es den Spielern überlassen, die Laufstrecke etwas einfacher zu gestalten oder aber schwieriger, indem man die Bäume direkter in den Weg setzt. Das zweite Extra sind die Zusatzoptionen. Der Fuchs, den man seinen Mitspielern vor die Nase setzen kann oder die Maulwurfshügel, die man nutzen darf, um größere Sprünge zu machen. Darüber hinaus kommt „Hakenschlagen“ ohne Würfel aus. Die Laufwege der Hasen werden durch das Ziehen von farbigen Murmeln bestimmt. Und da nicht jede Farbe gleich oft im Murmelbeutel vorhanden ist, ist das Spiel auch nicht zu schnell zu Ende. Einfaches Hin- und Zurücklaufen ist bei „Hakenschlagen“ auch nicht drin. Es will gut überlegt sein, welche Murmel man zuerst einsetzt. Das kann durchaus entscheidend sein für den Erfolg der Hasensprünge. Das Spiel ist einfach zu erlernen, fordert aber in seiner Ausführung Kinder wie Erwachsene gleichermaßen. Das schöne Spielmaterial aus Holz macht „Hakenschlagen“ zwar etwas teurer, aber dafür auch zu etwas sehr Besonderem.

So, liebe Leser, das waren meine ganz persönlichen Messe-Highlights. Ich hoffe, auch Sie finden die eine oder andere Inspiration darunter.

Ihr Mr. Meeple

Mr Meeple

 

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