Jumbo-Spiele: Von Klassikern und Tablet-Innovationen

Gregor Steinborn und Sabrina Nadine Hoch vom Jumbo VerlagIdyllisch und etwas versteckt in einer Wasserburg im rheinischen Ratingen liegt das deutsche Vertriebsbüro von Jumbo Spiele. Spieledorf war vor Ort und hat sich mit Geschäftsführer Gregor Steinborn und Junior Marketing Managerin Sabrina Nadine Hoch über Spieleklassiker, Neuheiten und die Entwicklung neuer Ideen unterhalten.

 

Herr Steinborn, Frau Hoch, der Jumbo-Verlag hat drei der bekanntesten Spieleklassiker im Sortiment – werden die Käufer die Dauerbrenner tatsächlich nicht leid?

Steinborn: Mit Party & Co. sind es neben dem Zauberwürfel, Original Rummikub und Stratego sogar vier. Wir sind natürlich froh, eine solche Menge von Klassikern im Sortiment zu haben. Und sie verkaufen sich nach wir vor gut. Gerade bei Original Rummikub und dem Zauberwürfel gibt es wenige Einbrüche. Und Ereignisse wie die Deutsche Speedcubing-Meisterschaft (Meisterschaft für schnellstmögliches Lösen des Zauberwürfels, Anm. d. Red.) oder die Weltmeisterschaft, die wir vor drei Jahren in Deutschland ausgerichtet haben, heben die Verkaufszahlen immer wieder an.

Hoch: Bei den Dauerbrennern ist es so, dass sie sich im Alltagsbild immer wieder finden. Bei Wetten dass?! gab es zum Beispiel eine Zauberwürfel-Wette und in manchen Fernsehserien sieht man in den Wohnungen ein Original Rummikub-Spiel im Regal liegen. Dafür fragt kein Requisteur mehr beim Verlag nach – diese Sachen sind wie selbstverständlich vorhanden.

Sind die Klassiker auch Ideenanregung für neue Spiele?                      

Steinborn: Man versucht natürlich, auf solchen Erfolgen aufzubauen. Im vergangenen Jahr haben wir vier Varianten des Rubik’s Cube auf den Markt gebracht: Rubik’s Slide, Rubik’s Race, Rubik’s Code und Rubik’s Tower. Die Grundidee war, das Zauberwürfel-Prinzip auch zu zweit spielen zu können. Die Frage ist, wie das bei den Spielern ankommt. Im Fall von Rubik’s Race hat das gut funktioniert.

Hoch: Umgekehrt werden von den Fans auch Varianten nachgefragt, die wir vor einigen Jahren aus dem Sortiment genommen haben.

Steinborn: Ja, Rubik’s Snake ist so ein Fall. Da haben uns die Spieler die Türen eingerannt mit Anfragen. Deshalb werden wir dieses Spielzeug voraussichtlich im Herbst wieder ins Sortiment nehmen.

 

Quizspiele müssen ab und zu aufgefrischt werden

Gibt es so etwas auch bei anderen Spielen oder nur bei den Klassikern?

Steinborn: Es kommt häufiger vor, dass Spiele „wiederbelebt“ werden. Design und Thema werden aktualisiert, zum Beispiel mit beliebten Lizenzfiguren. Im Fall von Jumbo sind das derzeit Spiele mit den Schlümpfen als Thema, Disney’s Cars oder Disney’s Prinzessinnen. Wobei man bei Lizenzen darauf achten muss, dass man ein passendes Spiel zur Umsetzung in der Produktpalette hat. Jumbo hat mehr als 2500 Spiele im Fundus – da findet sich eigentlich immer etwas.

Sie sprechen die Aktualisierung und Änderungen beim Design an – verprellt man damit nicht die ursprünglichen Liebhaber des Spiels?

Hoch: Nein, ich denke nicht. Denn die haben meist ohnehin die alten Versionen zu Hause. Und gerade Quizspiele müssen ab und zu aufgefrischt werden, weil sonst die Fragen inaktuell werden. Wie zum Beispiel das „Spiel des Wissens“ – übrigens auch fast schon ein Klassiker.

Steinborn: Gerade bei den Quizspielen kann es aber reizvoll sein, alte Versionen zu spielen. Natürlich nicht mit Kindern, die mit diesen Fragen nichts mehr anfangen können. Aber in Erwachsenengruppen, die mit der alten Version aufgewachsen sind, kann das für viel Spaß sorgen. Dabei kommen schnell Geschichten von früher zum Vorschein, an die man sich dann erinnert. Der typische „Weißt Du noch-Effekt“.

Hoch: Und genau darum geht es ja beim gemeinsamen Spielen: Menschen zusammenbringen und zur Kommunikation anregen. Egal ob in der Familie oder im Freundeskreis.


 

Können sich Kinder im Zeitalter von Computer und Spielekonsole überhaupt noch für das klassische Gesellschaftsspiel begeistern?

Steinborn: Das hängt natürlich auch davon ab, wie die Eltern dazu stehen. Wenn man früh anfängt, mit den Kindern Brettspiele zu spielen, wird sicher ein Grundstein für ein längerfristiges Interesse gelegt.

Hoch: Das zeigt sich ja auch auf den Spielemessen, wie der Spiel in Essen. Es ist jedes Jahr unglaublich, mit wie viel Begeisterung nicht nur Vielspieler sondern auch Familien die Neuheiten testen.

Steinborn: Wobei man natürlich auch auf die Bedürfnisse der jungen Generation eingehen sollte.

Welche Bedürfnisse sind das?

Steinborn: Im Zeitalter von Computer und Co. kann man sich diesem Medium nicht verschließen. Darum haben wir Ende 2011 erstmals Spiele für das iPad entwickelt.

Hoch: Mit dieser Idee war der Jumbo-Verlag als Erster auf dem Markt.

 

Hauptumsatzzeit zwischen Oktober und Januar

 

Gregor Steinborn und Sabrine Nadine Hoch mit dem Jumbo Elefant.Gregor Steinborn und Sabrina Nadine Hoch vor dem Jumbo-Firmensitz in Ratingen.

 

Aber widersprechen Computerspiele nicht dem Gesellschaftsspielgedanken?

Steinborn: Wenn es Computerspiele im klassischen Sinn wären, würde das tatsächlich nicht der Unternehmensphilosophie entsprechen. Aber im Fall von iPawn – so heißt die neue Spielereihe – wird das iPad zum Spielfeld, auf dem dann die echten Spielfiguren bewegt werden. So können mehrere Spieler zusammenspielen – wie beim normalen Brettspiel auch. Nur das das Spielfeld interaktiv ist. Für den Anfang haben wir mit iPawn Klassiker wie das Gänsespiel und das Leiterspiel umgesetzt. Außerdem Fische angeln und Airhockey. In der nächsten Generation sollen dann „intelligente“ Spielfiguren hinzukommen. Das heißt, der Tablet-PC erkennt, welche Figur gerade gezogen wird. Damit lässt sich beispielsweise auch Stratego von Jumbo als iPawn-Spiel umsetzen.

Hoch: Bei der Umsetzung von iPawn wurde auch darauf geachtet, dass die Spiele günstiger sind, als andere Computer- oder Elektronikspiele. Die vier iPawn-Spiele bewegen sich preislich um zehn Euro und sind so auch als Mitbringspiel geeignet.

Steinborn: Wichtig war auch, dass die Spieler noch etwas in die Hand nehmen müssen. Also den Spielstein oder im Fall des Fische-Spiels eine Angel. Das soll den Brettspielcharakter unterstreichen. Denn natürlich hätte man ein Mehrspielerspiel auch rein virtuell umsetzen können. Aber das wollten wir nicht.

Sie sprachen vorhin die Mitbringspiele an – zu welchen Anlässen werden üblicherweise Spiele verschenkt?

Hoch: Die Branche ist sehr saisonal geprägt. Der Hauptumsatz wird zwischen Oktober und Januar gemacht. Ein weiteres Hoch ist um Ostern herum. Das zeigt, dass Brettspiele nach wie vor beliebte Geschenke unter dem Weihnachtsbaum sind.

Steinborn: Die meisten Verlage haben darüber hinaus ein Sortiment an kleineren Mitbringspielen, die preislich so liegen, dass man sie mal schnell zwischendurch ohne längere Beratung kauft. Das gilt natürlich auch für Jumbo. Rummikub gibt es zum Beispiel als Kompakt- und als Reiseedition. Der Zauberwürfel fällt preislich auch noch in die Mitbring-Kategorie. Und aus der Smartgames-Reihe gibt es seit Kurzem magnetische Reise-Editionen und natürlich die IQ-Produkte. Die großen Smartgames sind dagegen eher ein beratungsintensiveres Produkt und werden selten „mal eben so“ gekauft.


Warum das?

Steinborn: Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich Erstkäufer eines Smartgames gern das Spielprinzip erklären lassen – vor allem, weil diese Logikspiele auch fördern und fordern. Die Reihe kommt sehr gut bei Erziehern und Pädagogen an. Die Spiele sind fachhandelslastig, werden als am häufigsten im Spielwarengeschäft gekauft. Dadurch wird der Fachhandel auch gestärkt. Das Schöne an den Logikpuzzles ist, dass sie für jedes Alter geeignet sind. Ich selbst habe oft einen IQ-Puzzler dabei – für zwischendurch. Und damit es immer genug Abwechslung gibt, entwickelt Jumbo das Smartgames-Sortiment kontinuierlich weiter.

Apropos Weiterentwicklung – wie lange dauert es, bis ein neues Spiel reif für die Markteinführung ist?

Hoch: Das ist unterschiedlich. Ein neues Puzzle kann innerhalb von drei oder vier Wochen in größeren Stückzahlen auf dem Markt sein. Bei einem komplexeren Spiel können wir auch schnell sein, aber unter einem Jahr geht es nicht.

Steinborn: Es muss ja nicht nur die Spielidee entwickelt werden. Auch das ganze Drumherum. Wie wird das Spiel gestaltet? Wie groß darf der Karton sein, damit es zur Altersgruppe passt? Ist die Spielanleitung leicht verständlich? Das Spiel wird intern immer wieder in Spielerunden getestet. Alles muss sinnvoll durchdacht sein. Es gibt jedes Jahr viele Neuheiten – und viele davon verschwinden auch sang- und klanglos wieder.

 

Nur wenige Autoren können vom Spieleerfinden leben

Und wer heckt die ganzen neuen Spielideen aus?

Steinborn: Wir haben im Haus viele helle Köpfe, die gute Ideen haben und weltweit auf Messen unterwegs sind, um Trends aufzuspüren. Es gibt insgesamt nur recht wenige Spieleautoren, die ausschließlich vom Spiele erfinden leben und ihren eigenen Namen vermarkten können. Wir sind aber offen für jeden, der ein neues Spielkonzept an uns heranträgt.

Passiert das des Öfteren?

Hoch: Durchaus, vor allem auf Messen kommen einige gleich mit fertigen Prototypen an. Andere wiederum haben nur eine erste Idee.

Steinborn: Dann begleiten wir die Entwicklung des Spiels auch mit. Vorausgesetzt, die Idee passt zu unserem Sortiment und unseren Vertriebswegen. Wenn das nicht der Fall ist, sagen wir das dem Entwickler auch und stellen gegebenenfalls auch Kontakte zu passenderen Herstellern her. Rollenspiele wären so ein Fall – die passen vom Spielprinzip her nicht zum Produktkonzept von Jumbo.

Eine letzte Frage: Wie verspielt muss man selbst sein, wenn man in dieser Branche arbeitet?

Hoch: Man sollte schon gern spielen und sich mit den Produkten identifizieren. Das fällt aber leicht, denn die gesamte Branche ist sehr sympathisch und freundlich.

Steinborn: Man sollte sich immer ein Stück „Kind sein“ bewahren. Es wäre doch schade, wenn man als Erwachsener nicht auch ab und zu Kind sein könnte. Gerade diejenigen der älteren Generation, die noch den Schalk im Nacken haben, haben besonders viel Spaß im Leben.

www.jumbo.eu

 

Rummikub gehört zu den Klassikern von JumboRummikub ist einer der Klassiker im Jumbo-Programm.

 

Fotos: © Redaktion Spieledorf; Jumbo-Verlag